Hat Visionen: Hermann Korfmacher. (Foto: Henning Meyer-Veer) © Westfälische Nachrichten - Alle Rechte vorbehalten 2009

Hat Visionen: Hermann Korfmacher. (Foto: Henning Meyer-Veer) © Westfälische Nachrichten - Alle Rechte vorbehalten 2009

Tecklenburger Land/Kreis Steinfurt. Dass es für ihn kein leichter Abend werden würde, das dürfte Hermann Korfmacher, Präsident des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen wohl schon vorher geahnt haben. Und doch nach gut drei Stunden „Lokalkonferenz“ mit den Vereinsvertretern der Fußballkreise Tecklenburg und Steinfurt, einer Art Diskussionsrunde zwischen Verband und Vereinen über strittige Themen, im Ibbenbürener Bürgerhaus blickte Korfmacher ein wenig wie ein geprügelter Hund ins Auditorium, denn für die Zukunftspläne des FLVW gab es neben vereinzelten Befürwortern größtenteils Ablehnung.

Vor allem mit einer Idee konnte Korfmacher die knapp 100 Zuhörer in Ibbenbüren so gar nicht überzeugen. Eine Stiftung soll es sein, finanziert durch erhöhte Beiträge der Vereinsmitglieder. Die Zinsen aus dem so zusammengetragenen Kapitalstock sollen den Vereinen wiederum zugute kommen. „Ich will eine kleine Summe vorschlagen, weil wir so viele sind“, warb Korfmacher für seine Version einer Beitragserhöhung im Verein, für die er jährliche Zinserlöse von rund 500 000 Euro prognostizierte. „Ein Geschenk für kleines Geld in kleiner Zeit“, so Korfmacher, denn: Im Raum standen Jahressummen von 2,40 bis 5 Euro pro Person, von denen ein Teil bei den Vereinen bleiben solle.

Für viele im Auditorium war das aber schon zu viel. „Wir dürfen die Beiträge nicht mehr erhöhen“, sagte Hans Dinkhoff als Vertreter von Preußen Borghorst. Dinkhoff attackierte Korfmacher schon zuvor in einer äußerst emotionalen Rede. „Eine unerträgliche Vision“, bezeichnete Dinkhoff die Stiftungspläne des FLVW-Präsidenten. „Einmal angefangen wird nicht wieder abgeschafft. Nerven Sie uns nicht mit penetranten Geldforderungen. Die Leistung der Amateurvereine – gerade im sozialen Bereich – ist unbezahlbar.“ Stattdessen forderte Dinkhoff Korfmacher auf, ein Moratorium mit den Amateurvereinen zu schließen und zunächst die Folgen der Wirtschaftskrise abzuwarten. „Fünf Jahre lang nichts machen“, will Dinkhoff. „Ziehen Sie die Stellschraube nicht weiter an.“

Neben Dinkhoffs Rede gab es aber auch noch sehr viel differenziertere Wortbeiträge der Vereinsvertreter, in denen vor allem die Sorge zum Ausdruck kam, bei weiteren Beitragserhöhungen würden den Vereinen die Mitglieder weglaufen: Man könne den Mitgliedern nicht verkaufen, bei Beitragserhöhungen noch einen Teil für den Verband abzuzwacken; man könne den Leuten nicht begreiflich machen, wofür sie einen Mehrbeitrag leisten sollen. Einzig Westfalia Hopstens Vorsitzender Wilfried Wiefermann schlug sich auf die Seite des FLVW-Präsidenten. „Wir haben die Beiträge erhöht“, so Wiefermann. „Wir haben aber auch gesagt, wir sind das wert. Wir hatten keinen Austritt.“ Doch das vermochte das Auditorium ebenso wenig zu überzeugen, wie Korfmachers Argumentation mit dem demographischen Wandel („Wir werden weniger Leute bei gleichen Kosten“), der generellen Lage („Die Zeiten werden nicht besser“) und ausbleibenden Zuschüssen („Ich glaube nicht, dass sich die öffentlichen Gelder erhöhen“). Korfmacher musste eingestehen: „Das ist bislang die härteste Ablehnung, die ich für diese Pläne erfahren musste. Das muss ich hinnehmen.“

Auch bei den anderen Streitpunkten erfuhr Korfmacher eher wenig Zustimmung, so zum Beispiel bei der Diskussion über das dritte Sonntagsspiel der Fußball-Bundesliga, das am Nachmittag zur allgemeinen Amateur-Anstoßzeit ausgetragen werden soll. „Ich stehe nicht hier, um die Liga zu verteidigen, aber auch die Liga muss Einbußen hinnehmen“, so Korfmacher. „Wenn ich etwas nicht verändern kann, dann muss ich mein Augenmerk darauf richten, was ich für die Amateure noch rausholen kann.“ Und da, so Korfmacher komme wirtschaftlich einiges heraus. Wirklich beruhigen konnte er das Plenum damit nicht. „Was die DFL plant, ist der erste Skandal, der zweite ist, dass der DFB keine Handhabe hat, dem entgegenzuwirken“, sagte Brochterbecks Vorsitzender Heinz Slootz. Die Befürchtungen vieler Vereine brachte Bernhard Reinhold von Germania Hauenhorst auf den Punkt. Wenn durch das dritte Sonntagsspiel der Bundesliga, seinem Verein an jedem Sonntag 15 Zuschauer fehlten, bedeuteten das 3000 Euro weniger im Jahr. Befürchtungen, die Korfmacher sehr wohl aufnahm, aber so recht nicht zerstreuen konnte. „Der DFB braucht die Liga, die Liga braucht den DFB.“ Verständnis sei von daher erforderlich sowie „ein bisschen Gelassenheit und Mut, daraus eine Chance zu entwickeln.“

VON HENNING MEYER-VEER