Tecklenburger Land. Eigentlich ist Fußball die schönste Nebensache der Welt. Für manche ist es aber Arbeit, ganz sicher für die Polizeibeamten, die am 1. Juni beim Spiel der Kreisliga B zwischen Türkiyem Spor Ibbenbüren und dem BSV Brochterbeck zu Gast sind. Dienstlich, denn die Partie wird unter Polizeiaufsicht ausgetragen. mehr…
Zur Erinnerung: Das Hinspiel in Brochterbeck war im November nach Tumulten unter Beteiligung von Spielern und Zuschauern abgebrochen worden, Türkiyem Spor bekam die Punkte am Grünen Tisch zugesprochen. „Im Hinspiel hat es Körperverletzungsdelikte gegeben, im Rückspiel sind ähnliche Straftaten zu befürchten. Deswegen treten wir massiv auf“, bestätigt Dieter Elsbecker, Pressesprecher der Kreispolizei in Steinfurt. Zudem berge die Tabellensituation eine besondere Brisanz. Türkiyem Spor liegt – nach dem Urteil der Bezirksspruchkammer – jetzt einen Punkt vor Brochterbeck. Nur der Erste steigt direkt in die A-Liga auf, und der 1. Juni ist der letzte Spieltag.
„Wenn sich zeigt, dass Potenzial für Gewalt da ist, dann ist die Polizei präsent, um das von vornherein zu ersticken“, sagt Dieter Elsbecker. Das mache die Polizei bei Sportveranstaltungen häufiger. „Außergewöhnlich ist aber, dass es sich dabei um ein Spiel der Kreisliga B handelt.“ Es sei das erste Mal, dass Polizei soweit unten tätig werde.
Die Polizei werde präsent sein, „aber in kleiner Besetzung“, so Elsbecker. Das bedeute zirka fünf Mann und ein Diensthund. „Damit man reagieren kann“, so Elsbecker für den Fall des Falles. Und: „Es wird videografiert.“ Das bedeutet, dass rund um das Spiel an der Ibbenbürener Werthmühle eine Aufzeichnung auf Video erfolgt. Elsbecker: „Es wird eine Beweissicherung geben.“
Markus Raschke, Vorsitzender des Fußballkreises Tecklenburg, der von der Kreispolizei im Vorfeld über das Vorhaben, Kräfte an die Ibbenbürener Werthmühle zu schicken, telefonisch informiert wurde, befürwortet die vorsorgliche Polizeipräsenz am Platz. „Es schadet nicht und zeigt, dass man die Sache ernst nimmt.“ Der Fußballkreis habe die beteiligten Vereine von diesem Umstand schriftlich in Kenntnis gesetzt und zudem angekündigt, dass das Oberliga-Gespann Marc Frömel, Bernward Pinke und Ulrich Wessel dieses Spiel leiten wird. Dennoch macht Raschke angesichts dieser Maßnahmen keinen wirklich fröhlichen Eindruck. „Ich finde das zwar in Ordnung, es ist aber schade, dass wir schon soweit sind, dass die Polizei Präsenz am Platz zeigen muss“, so Raschke. „Die Vereine sind gefordert, auf die Spieler einzuwirken. Sie müssen sich fragen, worum es geht, nämlich um Fußball und nichts anderes. Das müssen sie den Spielern vermitteln.“
Tükiyem Spor-Trainer Ünal Özdemir hält die Maßnahme für überzogen. „Ich finde das Quatsch. Wenn das öfter passieren würde, würde ich das verstehen“, sagt Özdemir. „Wir sind in der Lage, das selbst zu regeln. Ordnungsdienst ist am Platz.“ BSV-Trainer Marcus Sprekelmeyer kann die Argumentation der Polizei nachvollziehen. Es sei verständlich, dass die Polizei Präsenz zeigen wolle, damit nichts passiert. „Aber man fühlt sich schon komisch dabei, schließlich geht man nur seinem Hobby nach.“
VON HENNING MEYER